SOS-Kinderdorf München unterstützt Migrantinnen und ihre Kinder sich im Alltag zurechtzufinden
„Am Anfang war in Deutschland vieles noch sehr fremd für mich. Einschließlich der Sprache“, erzählt Jinan AlSalihi, die 2009 mit ihrem Mann und ihren vier Kindern aus dem Irak nach München gekommen ist. Auf der Suche nach Unterstützung ist sie auf den Kurs „Leben in Deutschland“ des SOS-Kinderdorfs München gestoßen, der damals frisch im Programm war. Er hilft Migrantinnen und ihren Kindern Fuß zu fassen und ermöglicht so eine aktive Teilnahme am Leben hier. „Sprachförderung und individuelle Hilfe für die Alltagsgestaltung geben den Frauen neue Perspektiven und Integrationsmöglichkeiten“, erklärt Anja Geisendorff, die seit 2012 die Kursleitung innehat. Dazu gehören zum Beispiel das Meistern von Behördengängen oder des Kontakts mit Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen. „Bei SOS-Kinderdorf habe ich mich sofort wohl und akzeptiert gefühlt und eine zweite Heimat gefunden“, so Jinan AlSalihi. „Besonders gut hat mir gefallen, dass wir immer offen über all unsere Schwierigkeiten, Probleme und Fragen reden konnten.“ Der Kurs „Leben in Deutschland“ des SOS-Kinderdorfs München wird von der SOS-Kinderdorf-Stiftung mit einem Teil ihrer Ausschüttungserträge unterstützt. So konnte das Angebot auch 2018 fortgesetzt werden.
Mehr als Dativ und Akkusativ
„Leben in Deutschland ist viel mehr als nur ein Sprachkurs, sondern Elternbildung zugleich“, erklärt Anja Geisendorff. „Für viele Frauen ermöglicht die Teilnahme den Sprung in die Selbstständigkeit oder in das Berufsleben in Deutschland“. Auch Jinan AlSalihi profitierte davon. Seit einem Jahr arbeitet sie als Arabisch-Lehrerin in einer Sprachschule, möchte aber bald eine kaufmännische Ausbildung beginnen. „Das habe ich SOS-Kinderdorf zu verdanken. Denn hier habe ich für das Leben gelernt und nicht nur den Dativ und den Akkusativ“, erzählt sie begeistert. „Heute kann ich mich, zusammen mit meiner Familie, im Alltag selbstständig zurechtfinden und gut integrieren.“ In der Einrichtung lernte auch Jinan AlSalihis jüngste Tochter Deutsch und die älteren Geschwister nahmen oft an verschiedenen Workshops teil. Ihre älteste Tochter wird jetzt in einer Werkstatt für Behinderte betreut. Gemeinsam kommt die Familie noch regelmäßig zu Veranstaltungen und Festen des SOS-Kinderdorfs München. Und einmal die Woche gibt es bei Familie AlSalihi Spätzle. Denn auch deutsche Gerichte waren Teil des „Leben in Deutschland“-Kurses – und sind nicht mehr von ihrem Speiseplan wegzudenken.
Gezielte Förderung: Kinder, Bildung, Hilfe in Notfällen
Jährlich fördert die SOS-Kinderdorf-Stiftung mit ihren Erträgen nachhaltig die Arbeit des SOS-Kinderdorf e.V. im In- und Ausland. Über 750 Zustifter und 68 Treuhandstiftungen engagieren sich für benachteiligte Kinder Jugendliche, Familien und Menschen mit Behinderungen, indem sie für das solide Stiftungsvermögen sorgen. Mit den Erträgen, die jährlich aus diesem Vermögen erwirtschaftet werden, unterstützt die SOS-Kinderdorf-Stiftung gezielt Projekte mit den drei Schwerpunkten Kinder, Schul- und Berufsausbildung sowie Hilfe in Notfällen. Das Wohl der Kinder und Jugendlichen steht bei der Auswahl der Förderprojekte im Vordergrund. Hier ein paar Beispiele...
Unterstützung im In- und Ausland
Im Schwerpunkt Kinder bekommt das SOS-Kinderdorf Augsburg einen Zuschuss. Dort erhalten durch das Projekt „Schneewittchen“ junge Menschen mit Essstörungen – von der Magersucht über Bulimie bis zur Adipositas – Unterstützung, um ihre Krankheit zu überwinden. So wird ihnen und ihren Eltern geholfen, eine schwierige Lebenssituation zu bewältigen. Auch das neue SOS-Kinderdorf Dortmund erhält eine großzügige Förderung. Hier entsteht bis 2019 ein Begegnungszentrum mit vielfältigem Angebot für Familien und eine Kita mit rund 60 Plätzen. Durch ein SOS-Kinderdorf in der Großstadt werden die Kinder nicht aus ihrer Heimatstadt herausgerissen, sondern können sich weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung bewegen.
Für den Schwerpunkt Bildung erhält neben dem SOS-Kinderdorf München das SOS-Kinderdorf Berlin für das Projekt „Ausbildungspatenschaft“ Unterstützung. Jugendliche erhalten Unterstützung in ihrem Berufseinstieg. Neben Nachhilfeunterricht in speziellen Ausbildungsthemen werden Bewerbungstrainings angeboten, um die Jugendlichen optimal auf ihren Start ins Berufsleben vorzubereiten. Für die Hilfe in Notfällen hat die SOS-Kinderdorf-Stiftung bisher noch einen Betrag zurückbehalten. So kann sie spontan agieren, wenn eine der SOS-Kinderdorfeinrichtungen im In- oder Ausland schnelle Hilfe braucht.
„Unser Ziel ist es, Kinder, junge Menschen und Familien in Problemlagen bestmöglich zu unterstützen. Damit die Stiftung weiterwachsen und dauerhaft Gutes tun kann, setzen wir weiterhin alles daran, der aktuellen finanzpolitischen Situation zu trotzen“, betont Petra Träg, Geschäftsführung SOS-Kinderdorf-Stiftung. „Gemeinsam mit unseren Stiftern und Zustiftern fördern wir in diesem Jahr rund 100 Projekte für benachteiligte Kinder und junge Menschen.“