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01.03.21

Gendergerechte Sprache in der PR?

Vergangenes Jahr brachte unser Kunde Almdudler die Diversity Edition der 0,35L Almdudler Glas Mehrwegflasche heraus. Damit machte das Familienunternehmen auf gendersensible Sprache aufmerksam. Auf den Etiketten der Sonderedition ist der Schriftzug ‚Almdudler*in‘ zu lesen. Der Schriftzug wurde „gegendert“.

Gendern ist umgangssprachlich und bezeichnet eine geschlechtergerechte Sprache, die alle Personengruppen mit einbezieht. Sie soll auch die Menschen sichtbar machen und ansprechen, die sich weder explizit dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Neben dem Sternchen (Mitarbeiter*in), wird der Unterstrich (Mitarbeiter_in) oder der Doppelunkt (Mitarbeiter:in) verwendet. Neutrale Formulierungen (Mitarbeitende) sind ebenso gendergerecht. 

Gendern oder Nichtgendern, das ist hier die Frage

Als wir die Pressemeldung zur Almdudler*in für die deutschen Medien vorbereiteten, waren wir uns schnell einig, dass wir hier das Gendersternchen verwenden. Alles andere hätte einen seltsamen Beigeschmack gehabt. Doch wie sieht es in anderen Texten aus? In Pressetexten, Blogbeiträgen oder Newslettern? Achten wir auf gendersensible Sprache? Um ehrlich zu sein: Mal so, mal so – je nach Kontext. Es hängt stark davon ab, wofür wir schreiben und in welchem Format wir uns bewegen. Damit sind wir nicht alleine. Eine Umfrage, die im Februar letzten Jahres unter 415 Fach- und Führungskräften aus Pressestellen und PR-Agenturen in Deutschland durchgeführt wurde, zeigt: Keine Regel ist die Regel. Für die Mehrheit der Befragten spielt geschlechtergerechte Sprache in ihrer Arbeit eine untergeordnete Rolle. Jede zehnte Pressestelle oder PR-Agentur gendert gar nicht. Die Gründe sind im Einzelnen vermutlich ganz unterschiedlicher Natur. Aber sehen wir uns mal einige typische Kritikpunkte genauer an:

1. Es sind bereits alle mitgemeint

„Gendergerechte Sprache ist unnötig. Mit dem generischen Maskulinum sind doch alle mitgemeint“ ist ein beliebtes Gegenargument. Jedoch stammt die Verwendung der rein männlichen Form aus einer Zeit, in der Frauen explizit nicht mitgemeint waren und viele Berufe nicht ergreifen durften. Obwohl das nicht mehr der Fall ist, sendet das generische Maskulinum noch immer diese alten Signale. Wenn heutzutage von Piloten, Chirurgen oder Professoren die Rede ist, denken die meisten Leute automatisch an eine männliche Person. Zahlreiche Studien belegen das. Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel lohnt es sich für Unternehmen, Personen jeden Geschlechts nicht nur zu meinen, sondern auch zu benennen. Abgesehen davon ist das generische Maskulinum sprachlich unpräzise. Der Aussage „in Grundschulen fehlen Lehrer“ können wir beispielsweise nicht entnehmen, ob ein genereller Fachkräftemangel herrscht oder speziell männliche Lehrer fehlen. 

2. Das bringt doch gar nichts

„Das Gendern trägt nichts zur Gleichberechtigung bei. Außerdem haben wir wirklich doch wichtigere Probleme“ ist ein weiterer häufiger Einwand. Natürlich können wir mit inklusiver Sprache nicht die Welt retten. Nach wie vor bestehende Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern werden sich durch die Verwendung von Gendersternchen nicht plötzlich in Luft auflösen. Und dennoch: Sprache hat eine enorme Kraft. Nicht ohne Grund ist sie unser wichtigstes Handwerkszeug. Sie hat einen Einfluss darauf, was wir uns vorstellen und damit auch darauf, was wir uns vorstellen können und für normal halten. Inklusive Sprache ist damit ein Baustein von vielen für das Erzielen realer Gleichberechtigung. 

3. Gegenderte Texte sind grammatikalisch falsch

Aber was, wenn man vor lauter Sternchen und Unterstrichen gar nicht mehr weiß, worum es eigentlich geht? Oft wird kritisiert, dass „gegenderte Texte den Lesefluss stören und den Regeln der deutschen Grammatik widersprechen.“ Das hängt jedoch von der Umsetzung ab. 2018 definierte der Rat der deutschen Rechtschreibung sechs Kriterien als Grundlage für geschlechtergerechte Texte. Sind diese erfüllt, spricht nichts gegen gendersensible Formulierungen. Es empfiehlt sich allerdings, je nach Format und Kontext, Sonderzeichen mit Bedacht einzusetzen. Beispielsweise sollten wir bei unserer Pressearbeit nicht ignorieren, dass die großen Tages- und Wochenzeitungen derartige Wortzusätze häufig ablehnen. Doch gibt es auch ohne die Verwendung dieser Zeichen genügend Mittel, um Texte inklusiv und grammatikalisch korrekt zu formulieren. Mit kreativen Umschreibungen, Synonymen und der Vermeidung von Klischees ist schon viel getan. Die Plattform genderleicht.de bietet darüber hinaus Anregungen für elegante diskriminierungsfreie Formulierungen. 

Einfach ein wenig mehr… Bewusstsein

Das Bewusstsein für gendergerechte Sprache wächst. Und damit die Bereitschaft, sprachliche Traditionen zu hinterfragen. Trotz anhaltender Vorbehalte ist ein Wandel zu beobachten. Immer mehr Medien achten auf gendersensible Formulierungen. Inzwischen hat es sogar die gesprochene Version des Gendersternchens in traditionelle Nachrichtensendungen geschafft. Auch Unternehmen befassen sich zunehmend mit dem Thema inklusive Sprache. Die passende Kommunikation – intern wie extern – bringt einige Herausforderungen mit sich. Nützliche Tipps zur Umsetzung gibt es auf interne-kommunikation.net. Selbstverständlich beraten auch wir gerne zu diesem Thema. Gemeinsam bringen wir noch einfach ein wenig mehr Vielfalt in die Kommunikation.


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