
„Only bad news is good news“ – dieser Satz galt lange als ehernes Gesetz im Journalismus. Denn: Nichts verkauft sich besser als das Drama, der Skandal, die Krise. Als PR-Beraterin mit 30 Jahren Erfahrung – davon über 20 in meiner eigenen Agentur – kenne ich diese Mechanismen nur zu gut.
Wir Menschen sind evolutionär so gestrickt, dass wir auf Gefahren besonders schnell reagieren. Unser Gehirn scannt ständig die Umgebung nach möglichen Bedrohungen – das war überlebenswichtig in der Steinzeit. Heute sorgt derselbe Mechanismus dafür, dass wir bei negativen Schlagzeilen förmlich hängenbleiben. Ob auf dem Smartphone, im Newsfeed oder beim morgendlichen Blick in die Zeitung: Bad News triggern unsere Aufmerksamkeit. Und Aufmerksamkeit ist die härteste Währung im Mediengeschäft.
Doch was macht das mit uns – als Gesellschaft, als Individuen? Und: Müssen wir das einfach so hinnehmen?
Die Sehnsucht nach dem Guten
In den letzten Jahren spüre ich in Gesprächen mit Kunden, Kollegen und Journalisten eine wachsende Müdigkeit gegenüber dem Dauerfeuer schlechter Nachrichten (was ja in der aktuellen Zeit kein Wunder ist). Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach Orientierung, Zuversicht, positiven Beispielen. Die Pandemie, die Kriege, die wirtschaftliche Situation – all das hat uns geprägt. Aber es hat auch gezeigt, wie groß unser Bedürfnis nach Geschichten ist, die Mut machen. Geschichten, die zeigen: Veränderung ist möglich. Menschen bewirken etwas. Fortschritt passiert.
Können wir Kommunikationsprofis das Narrativ verschieben?
Ich glaube: Ja, wir können – und wir sollten. Als Kommunikatoren tragen wir Verantwortung. Wir gestalten mit, welche Geschichten erzählt werden. Wir können Good News nicht nur als PR-Stunts verkaufen, sondern als relevante, glaubwürdige, inspirierende Inhalte positionieren. Dafür braucht es Mut, Ausdauer und oft auch kreative Wege, um sich im Nachrichtenstrom Gehör zu verschaffen. Aber es lohnt sich.
Good News bedeuten nicht: Alles ist rosa. Sondern: Wir zeigen Lösungen, statt nur Probleme. Wir feiern Fortschritt, ohne die Herausforderungen zu verdrängen. Wir setzen Impulse, statt Ängste zu schüren.
Was müsste passieren, damit Good News wirklich zählen?
Vielleicht müssen wir alle – Medienschaffende, Unternehmen, Kommunikationsprofis – uns wieder stärker fragen: Welche Art von Aufmerksamkeit wollen wir erzeugen? Was bewirken unsere Inhalte? Und welche Verantwortung tragen wir dafür?
Denn eines ist klar: Reichweite ist nicht alles. Wirkung zählt.